Die Auftragslage?
Gabel, Löffel, Messer. Was hinter diesen Alltagsgegenständen steckt, beleuchten wir heute am Beispiel eines in der Gastronomie und Hotellerie bekannten inhabergeführten Unternehmens: PICARD & WIELPÜTZ, seit fast 100 Jahren fest verankert in der Klingenstadt Solingen – und in der Familie.
Wir sprechen mit Paul Schultes, Großenkel des Gründers Dr. Hans Wielpütz.
Lieferengpass? Fehlanzeige. Wir produzieren in Deutschland
Herr Schultes, unter Lieferengpässen leiden derzeit leider viele Unternehmen, Sie aber nicht. Was machen Sie richtig?
Paul Schultes (lacht): Die Frage „Könnt ihr liefern?“ kam in letzter Zeit tatsächlich vermehrt.
Was wir richtig machen? Ganz einfach: Zwar gelten wir als „Exoten“, weil wir bis heute in Deutschland produzieren. Aber als einziges Unternehmen der Besteckbranche, produzieren wir täglich bis zu 12.000 Teile am Tag bei uns am Standort Solingen. In Zeiten weltweit gestörter Lieferketten, hat uns das sehr geholfen.
Unsere Lager sind gefüllt, wir sind flexibel, die Transportwege sind kurz und logistische Verzögerungen gibt es so gut wie nicht. Außerdem haben wir die Produktion hier ständig im Blick, wir lernen immer dazu. Dadurch halten wir ein gutes Qualitätsniveau, was uns natürlich für Viele wiederum attraktiv macht.
Besteckschwund? Serien nachkaufen - bis zu 40 Jahre lang
Schafferer: Herr Schultes, was passiert, wenn in einem Gastrobetrieb Besteckschwund herrscht?
Paul Schultes: Das passiert natürlich recht häufig in der Gastronomie. Zum Glück - zumindest aus unserer Sicht, denn kaputt gehen unsere Bestecke so schnell nicht. Aber keine Sorge: Unser Sortiment umfasst 50 Besteckmodelle mit jeweils bis zu 36 verschiedenen Einzelteilen wie Hummergabel oder Buttermesser. Das alles liefern wir zum Teil schon seit 40 Jahren nach.
Schafferer: Hummergabel, das klingt nach Sterneküche. Welche Bereiche in der Gastronomie decken Sie denn ab?
Paul Schultes: Alle. Wir sind breit gefächert, für jeden ist etwas dabei: Für die Schulkantine bis zum Sternerestaurant bedienen wir alles, und da stimmt dann auch die entsprechende Preiskategorie. Auch individuell bedienen wir alle Sonderwünsche: Wir können versilbern, mattieren oder Logos der Kunden reinstempeln lassen.
Nur Serien, bei denen eine Produktion aus wirtschaftlichen Gründen in Deutschland nicht sinnvoll wäre, werden von uns bei unseren langjährigen Partnern in Fernost dazugekauft. Das sind zum Beispiel die sehr preiswerten Chromstahlmodelle für Großverbraucher wie Krankenhäuser etc. Auch hier achten wir aber sehr streng auf die Einhaltung unserer Qualitätsvorgaben.
Handarbeit
Schafferer: Wieviel Handarbeit steckt bei Ihnen in der Produktion?
Paul Schultes: Wir arbeiten in einigen Bereichen noch mit traditionellen Herstellmethoden wie beispielsweise Schleifböcken. Die gibt es in ähnlicher Form schon seit vielen Jahrzehnten. Jeder Löffel, jedes Messer kommt da mehrfach unter die Augen unserer langjährig erfahrenen Mitarbeiter.
In unseren modernen Produktionsanlagen dürfen aber auch mal Roboter ran, die uns höhere Produktionsstückzahlen bei gleichbleibender Qualität erzielen lassen. Bei uns findet also ein Zusammenspiel zwischen Handarbeit und maschineller Fertigung statt, das gut ausgependelt ist.
Schafferer: Zum Abschluss - was ist Ihr meistverkauftes Besteck?
Paul Schultes: Die Serie Mia ist zurzeit der Renner. Mia ist elegant und funkelt durch die Hammerschlagoptik schön auf dem gedeckten Tisch. Außerdem sieht man Fingerabdrücke nicht. (lacht)